Frosch 2Ungewöhnliche Erlebnisse
An einem trüben Oktobertag saß ich an einem kleinen See. Plötzlich ließ sich ein Eisvogel auf der Liege neben mir nieder und verharrte dort für eine ganze Weile. Ich wagte kaum zu atmen, um ihn nicht zu verjagen. Dann hob er sich in die Lüfte, blieb aber noch einige Augenblicke dicht vor mir, auf der Stelle flatternd wie ein Kolibri „stehen“, als wolle er sich noch einmal meiner vollen Aufmerksamkeit vergewissern. Dann flog er davon. Zurück blieb ich, zutiefst beeindruckt und entzückt.

Ich nehme an, viele Menschen können über ungewöhnliche Erlebnisse mit Tieren berichten. Ein Freund von mir hatte einmal eine Begegnung mit einer Eule als er nachts durch den Wald ging. Sie flog eine Strecke auf Kopfhöhe neben ihm her, um dann ein paar Meter weiter auf einem Ast auf ihn zu warten und dann weiter an seiner Seite zu fliegen. So ging das eine ganze Weile. Ein anderer traf immer dann auf eine Kröte im Garten wenn er Antworten auf seine Fragen brauchte, die sie ihm auch stets vermittelte. Außergewöhnlich mag auch sein, dass man einer bestimmten Spezies gehäuft begegnet, zum Beispiel dem vom Aussterben bedrohten Roten Milan. Desgleichen findet man vielleicht eine Eulenfeder im Wald und trifft dann, kurz darauf, „zufällig“ auf weitere Eulen. Dabei muss es sich nicht unbedingt um lebende Vögel handeln, es können auch Fotoabbildungen oder Holzfiguren sein. Sie könnten in Träumen auftauchen, oder möglicherweise findet man eine Eule, wie es einer Freundin von mir geschah, auch tot im Straßengraben.

Es müssen also nicht zwangsläufig angenehme Erlebnisse sein, die mit einer außerordentlichen Tierbegegnung einhergehen: Vielleicht hat man ein Tier überfahren oder der eigene Hund erwischt im Jagdfieber, vollkommen gegen die Regel, ein Eichhörnchen.

Was freilich nicht notwendig ist: Wir müssen keine Schamanen oder keltischen Priester sein, um die Sinnhaftigkeit, die in solchen Begegnungen verborgen liegen, zu verstehen. Es genügt, aufmerksam und wertschätzend zu sein und vor allem, offen dafür, dass viel mehr möglich ist als man glaubt.

Wunder der Vielfalt
Für mich ist es immer wieder ein Wunder, die Artenvielfalt auf der Erde zu betrachten, die unzählbaren Tiergattungen und ihre Verschiedenartigkeit. Die Tiere stellen ein eigenes Universum dar und jede Spezies davon repräsentiert wiederum eine eigene Welt.

Jede Art ist einzigartig und vollkommen, nicht nur in Aussehen und Ausdruck, sondern auch in ihrer Persönlichkeit: Der Tiger, der uns die Fähigkeit zu Gelassenheit modelliert, indem er aus völliger Entspanntheit heraus seine Dynamik entfaltet; der Delphin, der Leichtigkeit und blanke Lebensfreude repräsentiert; das Eichhörnchen, das kein Problem damit hat, Nüsse zu sammeln und gleichzeitig mit einem anderen Fangen zu spielen; die Fledermaus, die so eigenartig durch die Lüfte auf und nieder schweift und uns auf unheimliche Weise an dunkle Teile in uns erinnert; die Insekten, die uns piesacken wie so manche unserer Mitmenschen…

Archetypische Kräfte
In vielen alten Völkern und Kulturen herrschte die Auffassung, dass die Tiere sich in ihrer jeweiligen Eigenart präsentieren, um eine besondere Kraft für die Menschen sichtbar werden zu lassen. Wir können diese Fähigkeiten durch Beobachtung, Wertschätzung und Nachahmung auf uns übertragen, oder anders ausgedrückt, in uns entdecken.

Um es zeitgemäßer zu formulieren: Die hervorragenden Eigenschaften und Gaben der unterschiedlichen Tierspezies versinnbildlichen archetypische Kräfte, die der Mensch in sich trägt, und die er aktivieren und kultivieren kann. Der indische spirituelle Lehrer Dr. Pillai betrachtet Archetypen als „Ausdruck von Superintelligenz“, also einer scheinbar übernatürlichen Form von Intelligenz, die im menschlichen Unterbewussten regiert. Diese Kräfte wollen erweckt werden.

Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass sich die Identifikation mit der Energie eines Tieres nicht nur in indianischen Kulturen findet, sondern in vielen alten und modernen Gesellschaften. Auf zahlreichen Wappen von Ländern, Städten und Adelshäusern sind Tiere dargestellt, deren Fähigkeiten besondere Kräfte symbolisieren: Etwa Bären, Löwen oder Adler. Oft nennen sich auch Sportteams oder Vereine nach Tieren. Um nur zwei aus unzähligen Beispielen zu nennen: Die Münchner Löwen sind ein Fussballverein (TSV 1860 München), der seinem Totem Tier bedauerlicherweise seit einigen Jahren keine Ehre einlegt, der Lyon‘s Club identifiziert sich mit Löwenenergie, um Gutes zu tun. Die Menschen sind sich also sehr wohl der Qualitäten der einzelnen Tiergattungen bewusst und vermissen sie oft schmerzlich, was die eigene Existenz betrifft.

In Kontakt mit dem Geist der Tiere
Was demzufolge bedeutet es für uns, wenn wir den Gaben der verschiedenen Tiergattungen bewusst begegnen?
Tiere, oder konkreter ausgedrückt, der Geist (Spirit) einer Spezies, spiegeln uns unser eigenes menschliches, positives wie negatives Gebaren: Der Hund etwa zeigt uns Treue und Anhänglichkeit, aber auch gedankenlose Befehlstreue, ja Untertanengehorsam; Enten mögen Beziehungsfähigkeit veranschaulichen, aber auch Unscheinbarkeit; Löwen wiederum modellieren Teamgeist und auf der Schattenseite Selbstherrlichkeit und Selbstüberschätzung…

  • Tiere übermitteln uns persönliche Botschaften, ja schenken uns Lehren und AHA-Effekte und wirken dadurch auch als Impulsgeber für Heilungen.
  • Tiere erinnern uns mit ihren besonderen Fähigkeiten an unser eigenes Potenzial, das es zu entwickeln gilt oder auch an unsere Schwächen, die wir überwinden möchten.

Um es noch einmal zu betonen: In der Regel ist es nicht das spezielle Tier, mit dem wir in Kontakt treten oder das mit uns kommuniziert, es ist der Geist der Spezies. So ist es nicht die eine bestimmbare Ente, die mir in den letzten Tagen ein paarmal über den Weg gelaufen ist, und die mir eine Nachricht übermittelt, es ist der Geist ihrer Spezies, die übergeordnete Seele ihrer Gattung.

Wenn der Geist eines Tieres versucht, uns zu erreichen, dann tut er das auf verschiedene Weisen. Vielleicht erscheint er, wie bereits erwähnt, auf ungewöhnliche Art (wie bei meinem Eisvogelerlebnis oder der Episode meines Freundes mit der Eule) oder er tritt gehäuft auf. Es gibt Indianerkulturen, in denen es heißt, wenn du einem bestimmten Tier viermal innerhalb eines kurzen Zeitraumes begegnest, (sei es physisch, in Träumen, auf Abbildungen, in Berichten oder durch Auffinden von Federn, Fell, Zähnen etc.), dann ist es dein Totemtier. Ein Totemtier ist der Tiergeist, der dich von Geburt an, meist ein Leben lang, begleitet.

Wenn wir meinen, ein bestimmtes Tier möchte uns eine Nachricht geben, dann ist es das Einfachste, was wir tun können, die Augen zu schließen und den Geist des Tieres zu fragen, welche Information er übermitteln will. Die Antwort können wir ebenfalls auf verschiedene Weisen empfangen, je nachdem, welcher der vier Sinne bei uns besonders ausgeprägt ist. Man kann etwas fühlen, etwas sehen, etwas hören oder einfach eine Idee bekommen.

Die Antwort auf meine Frage an den Eisvogel, was er mir mit seinem Erscheinen bedeuten wolle, war zunächst ein liebevolles, warmes Gefühl in meinem Herzen. Es war das dankbare Gefühl, ein Herzensgeschenk erhalten zu haben. Ich hatte aber auch gleichzeitig, und zugegebenermaßen ist das bei einem wunderbunten Eisvogel ziemlich offensichtlich, die Idee, dass ich mein Leben bunter und leichter gestalten möge. Tatsächlich wählte ich kurze Zeit später, ohne mich damals dabei an den Eisvogel zu erinnern, den Wahlspruch: „Ich mach’s mir leicht“! Eines der hervorragenden Ergebnisse dieses Mottos bestand übrigens darin, dass ich leicht und schnell 13 kg abnahm. Freilich bedeutete dies noch nicht das ganze Faszinosum dieser Begegnung: Einige Wochen zuvor auf einer Vogelwanderung hatte ich dem Führer erzählt, wie gerne ich einmal einen Eisvogel sehen würde. Und nun war er tatsächlich erschienen, und das auch noch auf so besondere und persönliche Weise. Die Erkenntnis, die ich daraus zog: Wenn du etwas aus der Tiefe deines Herzens ersehnst (nicht „ergierst“), dann wird es dir auch geschenkt. Und, ja, genau diese Inspiration stand einmal mehr in Bezug zu dem liebevollen, warmen Gefühl in meinem Herzen, hervorgerufen durch das Herzensgeschenk Eisvogel.

Natürlich gibt es auch hervorragende Kartendecks und Bücher mit deren Hilfe man die Qualitäten der einzelnen Spezies nachschlagen kann. Ich meine aber, bevor wir sie zu Rate ziehen, sollten wir uns auf unsere eigenen Zugänge besinnen, so wie mein Freund mit der Kröte das tat. Er kam gar nicht auf die Idee, in entsprechenden Ratgebern zu stöbern.

Setzen wir uns also entspannt hin stellen unsere Frage an das Tier (den Geist der Spezies) und warten, wie oben beschrieben, die Antwort ab. Damit übt man, die Mitteilung auf die ein- oder andere Art zu empfangen und gewinnt Vertrauen in die eigenen intuitiven, medialen Fähigkeiten. Vielleicht kommt die Nachricht gleich, vielleicht erst im Laufe der nächsten Tage. Alles ist möglich und nichts ist falsch. Es ist eine gute Idee, sich in dieser Zeit, Gedanken und Eindrücke zu notieren.

Wir können unsere Phantasie spielen lassen, um uns in spielerischem Kontakt mit den Tieren ihren Botschaften zu öffnen:

  • Setze die Absicht, dass das erste Tier (außer deinem Haustier), auf das du an diesem Tag triffst, dir etwas zu sagen hat. Das kann auch ein Tier sein, dem du beispielsweise auf einer Abbildung oder auf andere nichtphysische Weise begegnest.
  • Welche Tierspezies beeindruckt dich besonders? Welche Qualitäten hat diese Gattung? Was kannst du tun, um diese Fähigkeiten in dir selbst zu entfalten?
  • Welches Tier magst du ganz und gar nicht? Warum? Gibt es da einen Zusammenhang mit Eigenschaften, die du an dir selbst nicht schätzt?
  • Schau dir die Menschen an, und frage dich, ob du sie mit einem bestimmten Tier in Verbindung bringen kannst (manche Menschen erinnern an bestimmte Vögel, andere an Bulldoggen etc.). Du übst dich darin zu erfassen, mit welcher Tierqualität sie in Beziehung stehen.
  • Vielleicht wurdest du einmal gebissen von einem (wilden) Tier (ich beispielsweise von einem Wildschwein in einem Wildpark). Was könnte die Botschaft gewesen sein?
  • Bitte um besondere Begegnungen mit Tieren.
  • Stelle deinem Totem Tier (also dem Geist des Tieres) eine Kleinigkeit zu essen auf deinen Altar (oder an einen Ort in die Küche). Du musst dazu nicht wissen, welches dein Totem Tier ist. Sei wachsam, was geschieht.

Ich bin mir sicher, dass du, indem du dich mit Fragen dieser Art befasst, mehr über die Tiere und von ihnen lernen kannst und, im besten Falle, mit Hilfe ihrer Botschaften über dich selbst hinauswächst.

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