Die Erde ist unsere Basis, unsere Heimat. Unser Leben wird von denselben Elementen in den physischen wie in den feinstofflichen Bereichen regiert: Feuer, Wasser, Luft, Erde und Äther. Wenn unser physischer Körper nach seinem Ableben in der Erde ruht, zerfällt er, wird zu Erde und kehrt so zu ihr zurück.

Wir haben also eine ungeheuer enge Beziehung zu unserem Planeten, der nicht von ungefähr als „Mutter Erde“ bezeichnet wird. Wir sind Teil von ihm.

Es gibt bekannte Maßnahmen, um sich zu erden. Die populärste davon ist, sich vorzustellen, Wurzeln aus den Fußsohlen ins Zentrum der Erde wachsen zu lassen. Dies ist ein schöner Beginn vor Meditationen, Ritualen, Heilarbeit etc. Es stärkt uns, es hilft, die Gedanken zu sammeln und auszurichten, und dient auch einer besseren Verbindung mit der Schöpfungsebene, also den geistigen Bereichen.

Eine solche Methode ist hervorragend für den Augenblick, in Hinblick auf das geplante Vorhaben. Wahrhafte Erdung indes, ist ein Gesamtkonzept und bedeutet Erdung in das Leben auf diesem Planeten. Geerdet zu sein dient uns, mit den Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt besser klar zu kommen und grundsätzlich auch besser in Verbindung mit den geistigen Ebenen zu sein, also mit unserer Intuition und einer übergeordneten Weisheit, die über mentale Kenntnis weit hinausreicht.

Ich behaupte, es gibt sehr wenige Menschen, die wirklich geerdet sind und natürlich stellt sich die Frage: Warum ist das so?

Wenn wir mit dem Grund, auf dem wir wandeln und/oder unserem physischen Körper auf irgendeine Weise nicht in Einverständnis stehen, dann bedeutet das eine Schwächung unserer Verbindung zur Erde. Gibt es also Aspekte des Erdenlebens, die wir nicht anschauen wollen, ablehnen, bekämpfen, ignorieren, dann bringt dies zwangsläufig eine Form von Nichtgeerdet sein mit sich. Dies bedeutet Verminderung der Lebenskraft. Wir leben auf Sparflamme, statt im vollen Bereich unserer Möglichkeiten Gas zu geben.

Wenn wir nicht ausreichend geerdet sind kann es sein, dass wir fahrig und zerstreut sind, ständig auf der Suche nach irgendwelchen Gegenständen (Brille), wir haben Schwierigkeiten, in die Gänge zu kommen, sind unordentlich, sorgen nicht richtig für unseren Körper (Nahrung, Bewegung…), hören nicht zu, sind selbstabsorbiert, in Gedanken versunken, überfordert mit dem Alltagsgeschehen (Steuer, Putzen…), haben materielle Schwierigkeiten, jammern, mögen unseren Körper oder Teile davon nicht im Spiegel anschauen, fühlen uns verlassen…

Eine andere Form von Nichtgeerdet sein drückt sich im Umgang mit den Gefühlen aus und ist eine der Ursachen für oben beschriebene Symptome. Von Kindesbeinen an sind wir mit dem Schmerz konfrontiert, den Gefühle, beziehungsweise Emotionen mit sich bringen können. Es schmerzt, verlassen zu werden, nicht beachtet zu werden, Angst zu haben, gekränkt zu sein, krank zu sein, sich nicht wert geschätzt zu fühlen, sich abgelehnt zu fühlen… Der Schmerz ist so stark, dass sogar körperlich fühlbar ist. Wir setzen im Laufe unseres Lebens alles daran, diesen Schmerz nicht empfinden zu müssen. Kaum jemand möchte diesen Schmerz fühlen. Aber er ist da. Auch wenn er zuweilen in solchen Abgründen vergraben steckt, dass er nicht einmal mehr gefühlt wird.

Wir schneiden ihn ab, wir laufen ihm davon, in der Regel, indem wir etwas tun, was uns davon ablenkt. Das muss nicht einmal exzessives Verhalten sein wie extremes Essverhalten, Alkohol trinken, rauchen, Sex, Drogen, in den Medien abtauchen… Es kann der schlichte Gang zum Kühlschrank sein, aus dem man sich etwas holt, das man gedankenlos in den Mund schiebt oder den Fernseher einschaltet oder im Internet surft…

Geerdet zu sein hat mit Bewusstheit zu tun. Bewusstheit für den Augenblick. Bewusstheit für sich selbst im Moment. Das bedeutet, Gefühle zu erlauben. Was passiert jetzt gerade mit mir? Was macht es jetzt mit mir, wenn ich meinen Bauch im Spiegel betrachte? Wie fühlt es sich an? Wo in meinem Körper sitzt der Schmerz, den das verursacht? Was passiert mit mir, wenn ich das Gefühl von Verlassenheit wirklich zulasse? Wie fühlt es sich an?

Wenn wir uns abschneiden von unseren Gefühlen, und dem, was sie in uns auslösen, dann schneiden wir uns von einem Teil von uns selbst ab. Wir sind nicht unsere Gefühle, aber sie sind da, sie sind Teil des Menschseins. Sie können sehr unangenehm sein. Aber wie wollen wir in unserer Kraft sein, wenn es Bereiche von und in uns gibt, die wir ignorieren?

Sich dem Schmerz zu stellen heißt nicht, auf masochistische Weise ständig mit ihm herumlaufen zu müssen. Im Gegenteil, es bedeutet zu bemerken, dass er seinen Griff verliert, wenn er „gesehen“ und erlaubt wird, wenn man eine Weile damit „sitzt“ und sich Zeit nimmt für seine intimen Belange. Es bedeutet, festzustellen, dass es uns in Beziehung mit uns selbst bringt. Es zeigt uns, wie es ist, sich liebevoll für sich selbst zu öffnen und in Akzeptanz mit dem zu sein, was gerade in einem passiert. Damit haben wir einen Umgang mit uns selbst erreicht, der geprägt ist von Aufmerksamkeit, Zugewandtheit und Selbstempathie. Ein solcher Zustand ist erdend, denn es ist einer, der in Akzeptanz mit dem ist, was das Leben auf der Erde für einen Menschen bedeutet.

Letztlich ist Erdung also nicht nur ein Fall für die Wurzeln, die von unseren Fußsohlen ausgehend in die Erde reichen. Es ist ein Projekt, in dem unser Herz regiert, indem wir ihm erlauben, sich liebevoll für die Gegebenheiten, die wir in diesem Leben antreffen, und damit für uns selbst, zu öffnen.

Die nachfolgende Zentrierungsübung dient der schnellen, bewussten Verbindung mit der Erde. Die bewusste Ausrichtung mit der Erde bringt uns mehr in unsere Mitte.

Setze dich bequem auf deinen Stuhl. Richte deine Aufmerksamkeit auf deine Füße, die fest auf dem Boden stehen. Kontempliere einen Moment lang über die Erde. Halte dir vor Augen welch exorbitante Reichtümer sie hervorbringt, mit denen sie die Wesen, die auf ihr leben versorgt: Mineralien, Edelsteine, Halbedelsteine, Öle… Der Reichtum ist unvorstellbar. Mache dir bewusst, welch außerordentliche Schätze die Erde auch auf ihrer Oberfläche erschafft, die sie nährt, und denen sie Heimat schenkt.

Einer davon bist du.

Stelle dir nun vor, wie du mit nackten Füßen auf der blanken Erde wandelst. Wähle eine Art von Boden, der dir angenehm ist. Fühle die Beschaffenheit des Bodens, den deine Füße berühren. Rieche den Duft der Umgebung, in der du dich befindest. Nun öffne dich noch ein wenig mehr und spüre, dass nicht nur du atmest, sondern auch die Erde als das lebendige Wesen, das sie ist. Jetzt richte deine Aufmerksamkeit auf dein Herz. Ebenso wie du besitzt auch das Wesen Erde ein Herz. Erlaube deinem Herzen, sich auf das Herz der Erde auszurichten.

Nun setze die Absicht, dass dein Herz im Gleichklang mit dem der Erde schlägt. Du brauchst nichts zu sehen oder zu hören oder zu tun. Du lässt es einfach geschehen – durch deinen Wunsch und deine Absicht.

Sitze eine Weile damit. Dein Herz schlägt im Einklang mit dem Herz der Erde.

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