Gehörst du zu den Menschen, die wirklich eingespannt sind und ständig etwas zu tun haben?

Ich schon. Und wenn ich so um mich blicke, dann geht es meinen Freunden und den Menschen, mit denen ich gerne freundschaftlichen Kontakt hätte ebenso.

Man ist in einer Beziehung; man muss den Kopf über Wasser halten, um finanziell nicht unterzugehen; man hat jede Menge zu tun, weil man sich obendrein noch um Tiere oder Kinder oder Enkel kümmern muss, weil man in Projekten steckt, weil ungeplante Ereignisse eingetroffen sind, die das ganze Leben auf den Kopf stellen….

Zudem gibt es möglicherweise gar nicht so viele Menschen, mit denen man überhaupt befreundet sein will. Also kann es sein, dass du dich in einem persönlichen Lockdown wiederfindest, ohne dass einer offiziell ausgerufen wurde. Der nennt sich dann Isolation.

Ich kenne es von mir selbst, dass ich jede Menge überzeugende Gründe dafür habe, um nicht in Beziehung zu sein mit den Menschen, mit denen ich es gerne wäre oder die ich interessant finde.

Folgendes höre ich immer wieder:

Telefonieren nimmt so viel Zeit in Anspruch, lieber mal Kurznachricht mit Bildchen; Treffen nimmt noch mehr Zeit in Anspruch und ich muss gerade so tief in mich gehen und mein Leben überdenken; Treffen nimmt Zeit in Anspruch, weil ich so viel zu tun habe; was wenn ich gerade in einem kreativen Prozess stecke und bin verabredet?…

Nun frage ich mich:

Wie wahr sind diese Gründe? Und was wird wirklich ausgedrückt?

Für mich ist die einzige Aussage, die damit einhergeht die:

Ich möchte für dich keine Zeit aufwenden, beziehungsweise ein Kontakt mit dir ist mir nicht wichtig, die anderen Dinge/Leute bedeuten mir einfach mehr.

Das kommunizieren dann diejenigen ohnehin klipp und klar, die mitteilen: „Da gibt es Personen, die denken (z.B.) über die Masken oder diese und jene Coronatheorie anders als ich, die musste ich mal kurz aus meinem Bekanntenkreis ausradieren….“

Daher habe ich eine Entscheidung getroffen:

So viel ich auch zu tun habe: Für die Menschen, die mir wichtig sind möchte ich Zeit aufbringen, auch wenn ich gerade den Kopf ganz woanders habe, auch wenn ich (eigentlich) keine Zeit zum Telefonieren habe, auch wenn ich keine Zeit für ein Treffen habe. Es ist eine Entscheidung. Ich nehme mir diese Zeit einfach.

Das größte Geschenk, dass du ohnehin machen kannst in diesen Zeiten, in denen die meisten überbeschäftigt sind oder glauben, es zu sein, ist es ganz bewusst Zeit zu schenken.

So schenke ich manchmal Zeit, um einer Freundin zu helfen, ihre Ablage in Ordnung zu bringen (wahrlich keine Lieblingsbeschäftigung von mir) oder einfach, um miteinander zu sein. Bedingungslos und ausschließlich, egal was zu Hause noch alles anliegt, ich lasse es einfach mal stehen und liegen…im Übrigen ist es mir auch egal ob sie einer (Verschwörungs)theorie anhängt, die ich möglicherweise für lächerlich halte.

In diesen Zeiten der babylonischen Sprachverwirrung (1001 Theorien, jede vorgetragen mit dem Tenor einzigartiger Wahrhaftigkeit) macht es höchstwahrscheinlich Sinn, sich auf seine Herzverbindungen zu konzentrieren.

Denn was gerade passiert ist Trennung. Die „Keine Zeit Angelegenheit“ ist Trennung, die „falsche Meinung Angelegenheit“ ist Trennung. Und genau das ist es, was wir doch überwinden möchten, zumindest was die Menschen betrifft, die wir schätzen.

Wie geht es dir damit? Wenn du Lust hast, schreibe mir und ich bringe es anonym (oder auch mit Urheberschaft, wie du willst) im nächsten Newsletter wenn du damit einverstanden bist.

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